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junge norddeutsche philharmonie

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Freiwillig, ambitioniert & kreativ für ’ne gute Zeit, gute Musik und neue Ideen.

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Allgemein

neues jahr, neuer jnp-vorstand

jnp_louise · 30. Dezember 2020 ·

Auf die drei Musketiere folgen die fünf Freund*innen. Mit an Bord sind drei neue Gesichter: Christian Traute, Elisabeth von Kalnein und Lea Hänsel. Und zwei in der Vorstandsetage schon bestens vertraute: Paulina Kiss und Vitus Guretzki.

Nanu, da fehlt doch jemand, denkt ihr euch? Tatsächlich, unsere Heldin Nora verlässt den jnp-Vorstand. Auf sie warten neue Herausforderungen in Studium und Beruf, weshalb sie – nach zwei Jahren intensiver und unermüdlicher Arbeit – nun andere Wege einschlägt. Nora, wir danken dir für deine Wahnsinnsarbeit! Du hast die jnp einen großen Schritt weitergebracht und hinterlässt verdammt große Fußstapfen. Diese Fußstapfen gilt es neu zu füllen. In den letzten Monaten haben wir unsere interne Struktur überdacht und neugedacht. Mit wachsenden Herausforderungen und steigendem Anspruch an unsere Arbeit war es an der Zeit, unsere Chef*innen-Etage zu vergrößern. 

Lise ist Oboistin und spielt seit 2018 bei der jnp. So richtig ins Team eingetaucht ist sie 2019 mit der Planung des Trikestra-Projekts für 2020. Aus bekannten Gründen fiel dieses aus – und Lise suchte sich kurzerhand neue Aufgaben: 1:1 CONCERTS, redaktionelle Unterstützung für “hinter der bühne”, #Himmelblau. Man munkelt außerdem, dass sie noch einen weiteren Pfeil im Köcher hat, der 2021 ins jnp Land geschossen wird. Stay tuned!

Christian heißt eigentlich Tigger und ist ein “netter Kerl laut M.B.”. Zumindest ist das der Kommentar hinter seiner ersten jnp-Bewerbung von 2017. Er ist nicht nur “nett”, er ist wahnsinnig nett! Für die jnp bringt er – neben dem Posaune spielen – entscheidende Qualitäten mit: Er sieht, was gemacht werden muss und packt an. Tiggers Aufstieg vom Bierwart zum Vorstandsmitglied gleicht dem des berühmten Tellerwäschers zum Millionär – aber leider wird er bei der jnp nicht reich. Mit Geld beschäftigt er sich aber trotzdem und unterstützt Konstantin bei der jnp-Finanzplanung. Unschlagbar ist er außerdem bei Projektplanung und Logistik. 

Lea ist Klarinettistin und ist 2017 jnp-Mitglied. Ihre erste Sinfonie war Mahler 7. Ihr denkt vielleicht, ihre erste Sinfonie bei der jnp? Ja, das auch. Vor allem spielte die ausgewiesene Blasmusikexpertin bei der jnp aber die erste Sinfonie ihres Lebens! (psst, nicht weitersagen). Im Team ist sie seit 2018. Getreu dem Motto “Learn from the best” ging sie bei Stine Alpheis in Lehre und übernahm bei deren Abschied dann die Position der Besetzungschefin. Lea hütet also das bestgefüllteste Adressbuch Norddeutschlands. In langen Corona-Monaten hat sie ihr Orchester außerdem mit Spiel und Spaß bei Zoom auf Trab gehalten und die 1:1 CONCERTS mitorganisiert. 

Beitrag von Lea Hänsel und Elisabeth von Kalnein

Ok, 2020

jnp_louise · 23. Dezember 2020 ·

Wie soll ein Titel für einen Jahresrückblick für das sonderbare Jahr 2020 lauten? „Danke, 2020“? „Wir freuen uns auf 2021“?, oder sogar „zum Glück vorbei: 2020“? Tatsächlich ist letzteres für das Jahr 2020 der jnp nicht wirklich passend. So sehr wir bedauern, dass wir fast alle normalen (was ist das schon?) Orchesterprojekte im vergangenen Jahr coronabedingt absagen mussten und damit auch unser 10-jähriges Jubiläum anders verlief, als geplant: Wir sind dankbar, dass dank der Kreativität und des Tatendrangs unseres lieben Teams auch 2020 viel Neues und Schönes entstanden ist. Doch beginnen wir der Reihe nach.

#1 #epicnewyear: das Silvesterprojekt

Kaum zu glauben, aber wahr: Wir haben 2021 mit einem analogen Orchesterprojekt eingeläutet. Mit unserem ehemaligen Konzertmeister Jakob Lehmann am Pult, gefeierten Konzerten in der Hamburger Elbphilharmonie und auf Kampnagel. Nicht zu vergessen: eine epische Silvesterparty in der legendären Schule am Holzdamm. Rückblickend sind wir umso dankbarer, dass wir das erleben durften.

(c) Laura Kunzelmann

#2 hinter der bühne: der Podcast

Eines der ersten Projekte, die unser Team nach den ersten abgesagten Projekten realisiert hat, war der Podcast „hinter der bühne“ von Teresa Raff und Thomas Pfaffinger. Die beiden hatten Lust, mithilfe dieses Mediums und neuer, freigewordener Zeit Gespräche über klassische Musik zu führen. Nicht als wissenschaftliche Abhandlung versteht sich, sondern von der Couch für die Couch. Teresa und Thomas wollen ihre Begeisterung für (klassische) Musik mit ihrer Generation teilen, über das sprechen, was sie bewegt und sich mit Musiker*innen unterhalten, die sie begeistern. Hier hat Teresa über die Entwicklung des Podcasts berichtet.

#3 #jnpsemester: unser Lockdown-Programm

Unmittelbar nach der Absage unserer geplanten Projekte im weiteren Jahr 2020 war für die „junge norddeutsche“ klar: Wir brauchen etwas, das unsere Musiker*innen begleitet und sie miteinbezieht, auch ohne regelmäßige Konzerte. Das #jnpsemester war von Mai bis Juli unsere Antwort darauf. Wöchentlich versorgten wir über 300 Musiker*innen mit virtuellen Vorträgen und Diskussionsrunden, kleinen und großen redaktionellen Beiträgen, sowie Challenges gegen den Corona-Blues. Themen von Kulturförderung über Multikulturalität, Audience Development, virtuelle Teamkommunikation, das tägliche Üben, oder eine gemeinsame Playlist – Lockdown heißt nicht Stillstand und hat Gelegenheit dazu gegeben, über Themen zu sprechen, die uns als Orchester schon seit einiger Zeit auf dem Herzen lagen.

@jnphilharmonie / Instagram

#4 Trikestra: das 360 Grad-Konzert

Eigentlich hätte dies eine multimediale Klangperformance im Vollgutlager Berlin werden sollen, gemeinsam mit dem Deutschen SymphonieorchesterBerlin und dem STEGREIF.orchester. Nur ungern wollten wir auf die musikalische Begegnung der drei Klangkörper verzichten und inszenierten diese folglich im virtuellen Raum. Binnen weniger Tage studierten 70 Musiker*innen der drei Ensembles einen Satz der 6. Beethovensinfonie ein. Die heimisch produzierten Aufnahmen wurden Teil eines virtuellen Orchesters, das inmitten einer virtuellen 360-Grad-Fantasielandschaft des Videokünstlers Lucas Gutierrez musiziert. Mit seiner Kunst macht Lucas eine komplett neue Dimension auf, die es so auch analog nicht gegeben hätte. Wir haben das Konzert nicht digital ersetzt, sondern etwas ganz neues daraus gemacht. Hier könnt ihr mehr über das Projekt lesen.

#5 1:1CONCERTS: intimes Konzerterleben

Ein Livemusik-Projekt, das wir in auch diesem besonderen Jahr durchführen konnten, waren die 1:1 CONCERTS in Hamburg und Hannover. Die Kleinstversion eines Konzerts; ein Mensch spielt Musik, ein Mensch hört zu. Wortlos und ohne angekündigtes Programm, für zirka zehn Minuten nach einem eröffnenden intensiven Blickkontakt. Als erstes Jugendorchester schlossen wir uns der mittlerweile weltweiten Initiative an, um neben boomenden digitalen Konzerterlebnissen pandemiegerechte Livemusik zu ermöglichen und dabei freischaffende Musiker*innen durch Spenden von Zuhörer*innen zu unterstützen. Als Bühne dienten uns Kunstmuseen, Ateliers, Hausboote, Privatwohnungen oder Buchhandlungen dank der Unterstützung durch eine Vielzahl von Gastgeber*innen. Weitere Locations sind bereits ausgesucht und gehen 2021 an den Start. Genaue Daten und Details zur Buchung werden hier veröffentlicht.

#6 DETECT Classic Festival: stillstehen gibt’s nicht

2020 war nicht das beste Jahr für überfüllte Tanzflächen, großes Sinfonieorchester und lange Gespräche mit Hinz und Kunz. All das wäre Teil des Detect Classic Festival gewesen und kommentarlos das Jahr 2020 an uns vorbeiziehen lassen stand für uns nicht zur Debatte. Wir wollten Inhalte schaffen, die ein wenig Ruhe ins Geschehen bringen und so entwickelte unser Festivalteam die Detect Classic Sessions in Kooperation mit den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern. Ein Festival, nur in ganz, ganz klein. All das kann man sich auf dem Sofa bei einer heißen Tasse Tee anschauen und zwar hier! Es waren bereits tolle Künstler*innen wie Simon Höfele und Hania Rani zu Gast und mehr werden folgen! Gleichzeitig war die Zeit reif, ein neues Ensemble ins Leben zu rufen. Das Detect Ensemble verkörpert die Idee des Festivals in einem Klangkörper. In der Verbindung von elektronischer und zeitgenössischer Musik geht es vor allem um eines: Zuhören. Für die Premiere wurden Tracks von Produzent Roman Flügel arrangiert und das Ergebnis wird schon bald im Rahmen der Detect Classic Sessions zu hören sein.

#7 Jubiläumstour: Live und in Farbe

Diesen Sommer kamen ausnahmsweise mal keine Musiker*innen zum Projekt, sondern das Projekt in Form einer Team-Delegation zum Orchester. Das „jnp-Mobil“ als Oldtimer-Wohnwagen fuhr mit kleiner Besetzung quer durch Deutschland, um Wegbegleiter*innen, Musiker*innen und Freund*innen der jnp zu treffen, Visionen zu diskutieren, in Erinnerungen zu schwelgen und Erfahrungen auszutauschen. Herausgekommen sind neben wunderschönen Begegnungen auch Portraits und Geschichten über die Menschen, die wir getroffen haben. Die Gespräche resonieren immer noch und liefern uns Stoff zum Nachdenken über Lebenswege, die Musikwelt und unser Orchester. Mehr dazu in diesem Beitrag von unserer Fotografin Sophia.

(c) Sophia Hegewald

#8 Freischütz-Dreh: Musik im Hamburger Wald

Ende Februar 2021 wird Carl Maria von Webers Oper „Der Freischütz“ in unserer eigenen Fassung im Konzerthaus Berlin auf die Bühne kommen. Das Projekt hat allerdings schon längst gestartet, und zwar im August 2020 in einem Wald in der Nähe von Hamburg, passend zum wichtigsten Schauplatz der Oper. In der Natur und in Wolf Kerscheks Studio
entstanden Ton- und Videoaufnahmen, die Schluchten und Lichtungen möglichst plastisch, irgendwo zwischen Refugium und existenzieller Bedrohung, ins Konzerthaus bringen sollen. Gegen alle Widrigkeiten, die der Konzertbetrieb zurzeit bestreiten muss, werden wir so im Februar mit vollem Orchestersound hoffentlich im Konzerthaus zu hören sein.

#9 Würth-Preis: Preisträgerin jnp

Last but not least: 2020 wurde die junge norddeutsche philharmonie stolze Preisträgerin des Würth Preises, verliehen durch die Jeunesses Musicales Deutschland! Im Zuge dessen schreibt die JMD hier: „Zum 10-jährigen Bestehen dieses jungen, dynamischen und mutigen Orchesters, das sich seit 2018 der Schirmherrschaft von Bundespräsident a.D. Joachim Gauck erfreut, zeichnet es der Würth-Preis der Jeunesses Musicales Deutschland dafür aus, eine neue Musiker*innen-Generation mit Selbstinitiative, Tatendrang und neuen Aufführungsformaten zu begeistern und damit Impulse zu geben, den Klassik-„Betrieb“ verantwortungsvoll weiter zu entwickeln und „Zukunftsmusik von heute” zu gestalten.“ Wir bedanken uns für diese große Ehre und Auszeichnung!

Damit verabschieden wir uns von diesem sonderbaren Jahr und danken allen Musiker*innen, Möglichmacher*innen, Wegbegleiter*innen und unserem gesamten Team für die Unterstützung im vergangenen Jahr. Dank euch war 2020 kein luftleerer Raum, sondern ein Jahr voller Erfahrungen und neuer Möglichkeiten. Wir freuen uns darauf, 2021 wieder auf der Bühne zu stehen und mit euch gemeinsam tolle Projekte zu rocken. Mit Proben, Konzerten und warmem Lübzer.

Beitrag von Louise Engel mit freundlicher Unterstützung von Elisabeth von Kalnein, Teresa Raff und Marlene Schleicher

Titelbild von Laura Kunzelmann

Ein Monat nach der Jubiläumstour Was bleibt? Eine Reminiszenz

jnp_anne · 11. September 2020 ·

Eine riesiger Berg Fotos, stundenlange Aufnahmen von Interviews, lustige Erinnerungen an Mittagessen im See (ja, ihr habt richtig gelesen), ein kaputter Benz, morgendliches (und abendliches) Zähneputzen in einem Bürogebäude, inspirierende Gespräche, tolle Ideen für die Zukunft und Dankbarkeit für alle  Menschen, die mit Herzblut dieses Projekt über 10 Jahre zu dem gemacht haben, was es heute ist.

Und jetzt? Was stellt man mit all diesem Material an? Und noch wichtiger – wie führt man all diese Gedanken und Ideen von Ehemaligen und Aktiven so zusammen, dass daraus konkrete Pläne für die Zukunft entstehen?

Als Fotografin bin ich ehrlich gesagt froh, nicht alles Material sortieren zu müssen, sondern nur einen rückblickenden Bericht zu schreiben.

Beginnen wir also ganz vorne. Diesen Sommer kamen aus bekannten Gründen ausnahmsweise keine Musiker zum Projekt, sondern das Projekt in Form einer Team-Delegation zum Orchester. Einen Monat fuhr das „jnp-Mobil“ (in wechselnder Ausführung) durch ganz Deutschland und machte in verschiedenen Städten halt, um einerseits Interviews mit Wegbegleitern der jnp zu führen und andererseits der aktuellen Generation bei gemütlichen Treffen im Park die Möglichkeit zu geben, sich trotz der momentanen Situation doch einmal wieder zu sehen und auszutauschen.

In wechselnder Besetzung (außer Konstantin, den man nach einem Monat Tourleben auch schon mal am helllichten Tag schlafend im Park antraf) fuhr das „jnp-Mobil“ durch Deutschland. Vier Fotografen*innen wechselten sich ab, um die Tour zu begleiten und die Interviewpartner für ein Jubiläumsbuch zu portraitieren. Da ich selbst zwei Sommerphasen bei der jnp mitgespielt habe, Oboe studiere und mir grade ein zweites Standbein als Fotografin aufbaue, freute ich mich riesig, meine Interessen im Rahmen dieser Aktion auf so elegante Art und Weise miteinander verbinden zu können. Die Freude wuchs noch mehr, als die Info kam, dass für den letzten Teil der Reise, den ich begleitete, ein alter Mercedes plus Wohnwagen mit von der Partie waren. Bei so einem Oldie gehört es dann aber eben auch mit zum Flair, dass er bei großer Sommerhitze und mehr als 2500 gefahrenen Kilometern in 5 Tagen den Geist aufgab und wir grade noch so auf den Parkplatz einer Autowerkstatt rollen konnten.

So viele Erlebnisse, so viele Geschichten – zu viele, um sie in einem Beitrag unterzubringen. Wir haben gesammelt, um sie nach und nach mit euch zu teilen. Ein paar Bilder sprechen aber hoffentlich schon für sich.

(c) Sophia Hegewald

Jedoch sind wir nicht nur mit lustigen Anekdoten nach Hause gekommen, sondern vor allem mit viel Stoff zum Nachdenken. Es war faszinierend zu sehen, was für spannende Gespräche entstehen, wenn man einen Rahmen dafür schafft. Ab dem Moment, in dem die Aufnahme für ein Interview gestartet wurde, bekam das Gespräch eine ganz andere Tiefe und wir waren jedes Mal froh, den Weg auf uns genommen zu haben, egal wie weit er war.

Zu sehen, wie unterschiedlich Lebenswege verlaufen und wie jeder auf seine Art und Weise an das Leben heran geht und seinen Platz findet, war wahnsinnig schön und auf eine gewisse Art und Weise beruhigend.

Im Musikstudium bekommt man schnell das Gefühl, dass es nur den einen möglichen Weg gibt, den man erst einmal versucht zu gehen. Wenn das nicht funktioniert, scheint man versagt zu haben. Doch ich habe so viele unterschiedliche Geschichten wie Menschen kennen gelernt. Für den einen ist ein Platz im Musikkorps der Bundeswehr der perfekte Arbeitsplatz, die andere würde niemals eine feste Stelle wollen, sondern sich lieber eigene Projekte suchen. Die nächste kann ihre Fähigkeiten ohne Musikstudium viel besser entfalten und wieder ein anderer ist mit seinem klassischen Orchesterjob vollkommen glücklich. Es gibt nicht den einen Weg und vor allem gibt es nicht den besseren oder schlechteren. Ich glaube, dass für viele die jnp genau der Ort war, heraus zu finden, wo die eigenen Stärken jenseits der Musik liegen.

Und auch nur durch all diese vielfältigen Menschen und ihre Interessen konnte die jnp zu dem werden, was sie heute ist.

(c) WFG/Marcel Alber

Den Mut zu schöpfen, etwas anders zu machen und zu sehen, wie sich eine neue Generation an Musikern entwickelt, die aus den gewohnten Mustern ausbrechen will, stimmt mich hoffnungsvoll. Was die meisten Lebensgeschichten gemeinsam hatten, war, dass sie keine gradlinigen Lebensläufe sind, sondern spannende Wege mit Höhen und Tiefen, Abzweigungen gesäumt von Ereignissen, auf die man reagieren muss oder zumindest kann.

Letztendlich ist ja auch diese Tour eine Reaktion auf ein Ereignis, das niemand hat kommen sehen. Ohne die Corona-Pandemie hätte sich niemals jemand einen Monat lang auf die Reise begeben, um Leute zu besuchen und Gespräche zu führen über das, was war und das, was kommen könnte. Und nie hätten wir diese vielfältigen Geschichten gehört und die Zeit gehabt, in Ruhe darüber nachzudenken, was in Zukunft aktiven und ehemaligen Mitgliedern geboten werden und vor allem mit ihnen entwickelt werden kann.

Ich glaube, dass diese Tour genau richtig war, um nach 10 Jahren erst einmal in Ruhe zuzuhören und Inspiration zu sammeln. In jedem Fall bin ich gespannt, was aus all diesen Geschichten und Anregungen wird und freue mich auf alles, was kommt.

Beitrag von Sophia Hegewald

Fotos von Sophia Hegewald

Wenige Tage vor der 10 Jahre jnp Jubiläumstour // Memo an mich selbst am 7.7.2020

admin · 14. Juli 2020 ·

Seit bald vier Monaten ist mein Bewegungsradius mit wenigen Ausnahmen auf Berlin und Umland beschränkt. Ich habe mir vor dem Hintergrund der Corona-Erfahrung mehrfach geschworen, nicht mehr kurz in eine andere Stadt zu pendeln, um bei einem Konzert oder einem Gespräch dabei zu sein. Geht alles auch digital, Berlin ist auch nicht arm an Angeboten und mein Leben hat sich normalisiert – manchmal etwas zu ruhig, aber was beschwere ich mich. Ruhe hatte ich in den letzten Jahren eher weniger und es ist okay, was ich habe: Kühlschrank voll, Gesundheit, ein Team, einen Freundeskreis, sogar ein teures Fahrrad.

Dass unser Ding aktuell nicht geht – geschenkt. Die jnp wird 10 und wir haben ohne Projektstress Zeit, Ahnenforschung zu betreiben. So sitze ich nach kurzem Zwist mit meinem neuen Leben spontan im Zug nach Lüneburg, um zwei richtig gute Freunde zu treffen: Joosten und Jakob, die ihr erstes Konzert seit März spielen werden.

Ich treffe sie nach der Probe und vor dem Konzert in St. Johannis. Hier habe ich 2008 beim Weihnachtskonzert mit dem Bundespräsidenten im Niedersächsischen Landesjugendorchester Posaune gespielt und, wie wir schnell feststellen, war auch Joosten Ellée  aus Leer an der Geige dabei. Jakob Nierenz wiederum ist ein Kumpel meines ehemaligen Sitznachbarn im Blechbläserquintett. Jakobs Vater ist in Lüneburg Musikschulleiter, seine Mutter Geigenlehrerin und so wurde Cellist Jakob zu einer Institution der norddeutschen Jugendorchester. Sofort sind wir mittendrin, verstehen uns wie immer und gleichzeitig sind umfassende Updates angesagt: „Was, Du wohnst wieder in Bremen, kein Frankfurt mehr?“ – „Ja weißt Du, die Luft ist im Norden ne ganz andere“.

Jakob hat im Jahr 2010 den Aufruf „junge norddeutsche philharmonie – Mahler 5 & 8 – jetzt bewerben!“ auf Facebook gesehen, sich nicht lange bitten lassen und sich für die jnp beworben. Lebendige Erinnerungen an Kacke bauen in Neubrandenburg und enorm witzige Bekanntschaften werden serviert, sowie den Fakt, dass er als echtes Urgestein nach einem rundum überragenden Projekt mit Strauss‘ Heldenleben seinen damaligen Bremer WG-Buddy auf die jnp-Bewerbungsseite gelotst hat. Es ist der Joosten, welcher mich später ins jnp Team holen und damit meine (nicht-)Studienzeit schwer beeinflussen wird.

Joosten Ellée (c) Melk Holm

Die beiden sind mein Auftakt in die Jubiläumswochen, in denen wir den jnp-Alumni und wichtigen Unterstützer:innen folgen möchten, um zu verstehen, was in 10 Jahren jnp geschehen ist, was sich innerhalb unseres Netzwerks entwickelt und bei unseren Leuten seitdem getan hat. Jakob und Joosten haben ihren Platz im jnp-Museum sicher, da sie ihren Traum eines eigenen Kammerorchesters – inspiriert von Bremer Einflüssen – zur richtigen Zeit bei den jnp-Gründern platziert haben. Heute sind die beiden Musiker sowie Kulturunternehmer, als Konzertmeister bzw. Solo-Cellist des Kammerorchesters ensemble reflektor. Wir reden darüber, wie die Projekte jnp und ensemble reflektor sich fast gegenseitig kannibalisiert hätten, finanziell zeitweise unter Meereshöhe gefahren sind, wie die Trennungsschmerzen erlebt und verarbeitet und wie die Ausgliederung dennoch umsichtig und mit Unterstützung aus jnp-Kreisen bewerkstelligt werden konnte. Sie packen ungefragt auf den Tisch, dass sie aus ihrer jnp-Zeit viele Dinge mitgenommen haben. Eine Auswahl:

  1. Falsch anfangen und schnell daraus lernen, anstatt eine Idee kaputtzudenken
  2. Am Traum festhalten, mit Freund:innen arbeiten zu dürfen
  3. Gelebte Offenheit („es ist so leicht, exklusiv zu sein…“)
  4. Freude und Selbstbewusstsein bei der Zusammenstellung der Programme, der Einflussnahme auf den Konzertkontext, der Organisation des Ablaufs

Es ist mehr als ich erwartet habe und vor allem alles außer „Bühnenerfahrung“. Es sind Antworten auf die Frage, wie sie als Musiker:innen leben und arbeiten möchten. Wir jnp’ler:innen sind zumindest ein bisschen Rollenvorbild für zwei der coolsten Musiker:innen ihrer Generation. „Was kann unser Netzwerk heute für die beiden sein?“ – frage ich mich, bevor das Konzert beginnt.

Jakob Nierenz (c) privat

Mit dem Konzert beginnt meine zweite Erfahrung des Tages. Ich werde daran erinnert, dass ich ein längeres Alleinsein mit meinen Gedanken fast ausschließlich im Konzert erlebe. Im Alltag nehmen mich die Arbeit, das Smartphone, die Zeitung oder die Wohnung nach wenigen Minuten gefangen. Zwischen meinen Ohren blubbert es unablässig und nur im Konzert muss ich zuhören – dann höre ich auch mich selbst. Ich habe in den vergangenen Monaten vergessen, wie sehr mir diese Ruhe zum nachdenken bzw. dem mir-selbst-zuhören fehlt. Ich bin dankbar, dass ich diese Erfahrung wieder machen darf.

Und die Musik! Selten hat mich klassische Musik mehr berührt, gekickt und aktiviert als heute. Das Programm und der Konzertablauf sind absolut geil kuratiert: Joosten und Jakob spielen miteinander und füreinander, ihre Solo- und Duostücke greifen in jeder Hinsicht optimal und ohne Unterbrechungen ineinander. Bereits ihre geschmackvollen Entscheidungen zum Programm und Konzertablauf machen mich glücklich: Die Auswahl der ineinander verschränkten Auszüge von Deprez, Bach, Britten, Schulhoff, Kurtag und Perkinson ist nicht abstrakt, nicht beliebig, sie ist ästhetisch enorm überzeugend und formt zwei klar durchdachte, kompakte Konzerthälften in einem Flow.

Joosten gesteht schon vor dem Konzert, dass er sich nicht erinnern kann, jemals so aufgeregt gewesen zu sein, Jakob hinterher: „das war extrem scary“. Ich bin enorm glücklich, dass es meine Freunde und Kollegen sind, die in einer Zeit mit wenigen kulturellen Live-Veranstaltungen für alle Anwesenden einen sehr wertvollen Moment schaffen konnten. Und noch mehr freut es mich, dass sie ihre Substanz auch auf unser Gemeinschaftsprojekt jnp zurückführen und dass wir uns bis heute immer wieder als Freunde und Kollegen begegnen.

Was können und wollen wir heute für die Generation Jakob & Joosten sein?

In den kommenden Wochen werden wir fast täglich solche Begegnungen erleben dürfen. Ich empfinde eine riesige Vorfreude auf eine – für jnp-Verhältnisse untypisch – leise, nachdenkliche, reflektierende Sommerzeit. Ich habe heute einen kleinen Eindruck bekommen, was wir in 10 Jahren jnp erreicht haben und nehme Fragen mit: Was können und wollen wir heute für die Generation Jakob & Joosten sein? Wie können wir die heute aktiven jnp’ler:innen mit den bereits gemachten Erfahrungen der jnp’ler:innen a. D. noch mehr unterstützen? Dieser Sommer ist die große Chance, das gewachsene jnp-Netzwerk in seinen Facetten und Kompetenzen neu kennen zu lernen. Dass daraus etwas Neues entsteht, werden wir wohl nicht verhindern können.

00:10 Uhr zu Hause, ich bin bleiern müde von knapp sechs Stunden Zugfahrt für ein Gespräch und ein Konzert – ohne Bürovormittag und Arbeit im Zug wäre es nicht drin gewesen. Merkt ihr selbst: Die Ruhe der letzten Monate wird eine Episode und ein frommer Wunsch bleiben. Unser Projekt ist nicht auf der linken Arschbacke groß bzw. 10 Jahre alt geworden. Freuen wir uns einfach, dass wir wieder unterwegs sein, extrem viele Leute wieder sehen, gemeinsam unseren Laden neu erfinden und irgendwann auch mal wieder zurück zu den Wurzeln kommen können: 100 Musiker:innen auf wahlweise 12x14m oder 10 Klassenräumen.

Beitrag von Konstantin Udert

Warum wir machen, was wir machen – Wie der Lockdown das Üben junger Musiker*innen beeinflusst

admin · 16. Juni 2020 ·

„Üben!“ ist wohl die häufigste Antwort, die ich während meines Musikstudiums gegeben habe, wenn ich gefragt wurde, mit was ich den Tag verbracht habe. Und: „Wie? Wirklich jeden Tag mehrere Stunden?“ wurde häufig gestaunt, wenn ich Studierenden anderer Fachrichtungen aus dem Alltag an der Musikhochschule erzählt habe.

Das Üben prägt den Tagesrhythmus von Musiker*innen enorm, kann Spaß machen, zusammenschweißen, sich zum Perpetuum Mobile entwickeln und einen manchmal in den absoluten Wahnsinn treiben. Meist hilft ein konkretes Ziel, um den Übealltag möglichst effektiv zu gestalten: ein Entwicklungsschritt, den man vor Augen hat, besondere Konzerte, tolle Projekte, Probespiele, Wettbewerbe… Doch was passiert, wenn die Pläne der nächsten Monate auf unbestimmte Zeit gestrichen und verschoben werden? Was macht das mit dem Übeverhalten und der Motivation junger Musiker*innen? Im Rahmen des #jnpsemester haben wir eine kleine Befragung durchgeführt.

Hat sich dein Übeverhalten seit Beginn des Lockdowns verändert?

Über 80% der Befragten beschreiben eine Veränderung des Übeverhaltens seit Beginn der Kontaktbeschränkungen. Wie genau diese Veränderung aussah, ist sehr unterschiedlich. Vermehrt wurden Motivationsschwierigkeiten, Ziel- und Strukturlosigkeit genannt, andere beschrieben ein wesentlich effektiveres Übeverhalten, da Anfahrtswege und Termine wegfielen. Es wurde „Rapide von 100 auf 0, läuft aber seit ca 3-4 Wochen wieder an“ oder „Anfangs habe ich sehr viel mehr geübt, dann wurde es mit der Motivation sehr schwierig. Jetzt ist es fast so wie vor Corona“ geantwortet.

Wie schätzt du deine Übe-Motivation ein?

Auch die Motivation der Befragten hat sich aufgrund der Coronapandemie deutlich verändert und zeigt ein breiteres Spektrum auf. Über 80% der Befragten schätzten ihre Motivation vorher auf einer Skala von eins (sehr niedrig) bis fünf (sehr hoch) mit vier oder fünf ein. Seither schätzen nur noch gut 30% der Befragten ihre Motivation so hoch ein. Während die niedrigsten beiden Stufen in Frage 1 kaum gewählt wurden, schätzen seit Beginn des Lockdowns über 40% der Befragten ihre Motivation mit sehr niedrig (1) oder niedrig (2) ein.

Auch auf die Frage, weshalb sich die Motivation verändert hat, wurde sehr unterschiedlich geantwortet. Mehrfach wurden fehlende Ziele, Konzerte und Orchesterprojekte genannt. Kurzer Einschub aus dem jnp-Hauptquartier: die Projekte und euch vermissen wir auch! Sehr!

Meine Motivation ist phasenweise sehr hoch, phasenweise niedrig. Das liegt an den fehlenden Zielen und Konzerten und dass ich nicht mehr bzw. begrenzt mit anderen musizieren kann, was das ist, das ich liebe am üben. Gemeinsam üben. Außerdem fehlt mir die Inspiration von anderen, die ich mir jetzt woanders suchen muss und der regelmäßige Input meines Profs und meiner Klasse.

Gründe für eine steigende Motivation wurden teilweise auch genannt: „Seit Corona hab ich mehr Zeit um entspannt zu Üben!“ heißt es beispielsweise, oder „Weniger Stress, Ruhe und Zeit zum Nachdenken“. Außerdem fragten wir die Musiker*innen nach ihren Top-Motivationstipps. Die Antworten zauberten mir ein Lächeln ins Gesicht. Vom völlig pragmatischen: „anfangen“ oder „Die Konkurrenz schläft nicht. Es gibt irgendwann wieder Konzerte!“ über konkrete Übepläne und Vorspiele für die Mitbewohner*innen bis zur Pausenbelohnung im jnp-Style „Kekse und Mate“.

Ich finde es wichtig, die Beziehung zur Musik aufrechtzuerhalten. Ich gehe gerne spazieren und höre dabei Musik oder spiele zu Aufnahmen und improvisiere. Außerdem tausche ich mich über Musik mit meinen Freunden aus, bitte sie, mir ihre Lieblingsstücke zu schicken und sende meine Lieblingsstücke weiter. Traurigerweise habe ich festgestellt, dass viele meiner Freunde fast gar keine Musik mehr hören.

Einen separaten ‚Arbeitsplatz‘ finden, und wenn es nur die Küche ist. Früh aufstehen und viele Pausen machen, die man mit leckerem Essen oder Rausgehen verbindet. Abwechslung in den täglichen ToDos

Routine! Dann fühlt sich der Alltag halbwegs ’normal‘ an. Und neben dem Üben auch Projekte durchziehen für die man sonst keine Zeit hat, wie Zimmer neu streichen, irgendwas kompliziertes backen etc.

Danke für den Einblick, den ihr uns in euren Alltag gewährt habt. Die Pandemie hat für unterschiedliche Entwicklungen im Üben gesorgt. Es ist aber schön zu lesen, wie man doch noch das Beste aus der Situation machen kann. Und traurig-glücklich macht es uns, davon zu lesen, dass die Projekte und Gemeinschaft fehlen. Genau für diese Gemeinschaft macht das Team nämlich, was es macht.

Wir wünschen euch, dass ihr es schafft, das Beste aus der Zeit zu machen und euch so sehr zum Üben motivieren könnt, dass es euch damit gut geht. Seid nicht zu streng zu euch selbst und genießt die Zeit, ohne schon wieder das nächste Probespiel im Hinterkopf zu haben, so gut es geht. Lest ein gutes Buch, macht Sport, nehmt euch Zeit für eure Liebsten, hängt einfach mal rum. Vielleicht lohnt es sich sogar, die eigenen Routinen eine Weile zu unterbrechen, um dann wieder mit neuen Eindrücken und frischem Kopf durchzustarten.

Beitrag von Nora Held
Titelfoto von Sophia Hegewald

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