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junge norddeutsche philharmonie

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Allgemein

klassische musik ohne den „alten weißen mann“? – wie wir vom trickster orchestra lernen wollen, den konservativen klassischen kanon zu erweitern

jnp_tina · 21. April 2022 ·

Die erste Runde des #jnpowerhouse 2022 stand ganz unter dem Motto unseres großen Themas #beyondthecanon. Gemeinsam mit Cymin Samawatie und Ketan Bhatti vom Trickster Orchestra gehen wir der Frage nach, ob und wie die konservative Musikpraxis aufgebrochen werden kann, um sich den aktuellen Lebensrealitäten einer postmigrantischen Gesellschaft anzunähern. Viele interessante Anregungen später geben uns Cymin und Ketan erste Einblicke in ihre musikalischen Arbeitsweisen, die das gemeinsame Sommerprojekt mit Mahlers 10. Sinfonie maßgeblich beeinflussen werden.

Was ist dieser Kanon und wer legt ihn fest? Da uns diese Frage beschäftigt, haben wir sie auch Ketan und Cymin gestellt. Beide eint sowohl ein klassischer, als auch ein transkultureller bzw. außereuropäischer musikalischer Hintergrund. Beide haben verschiedene, eher unbefriedigende Erfahrungen mit interkulturellen musikalischen Begegnungen und der Stigmatisierung durch den kolonial geprägten Begriff der “Weltmusik” gemacht – das Andere, Unbekannte oder Exotische aus der erhabenen Perspektive der mitteleuropäischen Kunstmusik. Oft würde sich dabei in der musikalischen Zusammenarbeit von Musiker:innen verschiedener kultureller Hintergründe zu schnell auf den kleinsten gemeinsamen Nenner geeinigt.

Vor diesen Erfahrungen gründeten sie das Trickster Orchestra, einer Formation aus Musiker:innen ohne Limitierung auf ein bestimmtes kulturell konnotiertes Instrumentarium, jedes mit seinen eigenen Regeln, seiner eigenen Musiktradition. Dort spielen die japanische Koto neben einer Geige, Sheng neben der Klarinette. In diesem Ensemble interagieren verschiedene Musiktraditionen hierarchiefrei nebeneinander. Es entsteht transtraditionelle Musik. 

Wir haben heute die konservativste Art zu musizieren, meint Ketan. In jeder anderen Epoche ging es darum, das Neue zu (er)finden und aufzuführen. Zwar gäbe es heute die Neue Musik, dies sei jedoch eher eine Nische. Gefördert und gespielt würden – wenn man es herunter bricht – die Kompositionen von ca. 40 weißen Männern mit Lebensdaten zwischen 1750-1920.

Aus einer ersten Begegnung mit dem Trickster Orchestra im Rahmen des #jnpsemester 2020 entstand der Wunsch nach einem gemeinsamen Projekt. Was eignet sich dafür besser als Mahlers 10. Sinfonie, die – da unvollendet – Raum lässt für eine zeitgenössische Interpretation, eine Vertricksterung. #radikalevielfältigkeit

Wie man sich das vorstellen könne, wollte die Zoomrunde aus jnp-Teammitgliedern und Mitspielenden wissen. Für Cymin gibt es in ihrer Arbeit mit dem Trickster Orchestra zwei wichtige Werkzeuge: die Re-Komposition und die Improvisation. So können Fragmente des ursprünglichen – beispielsweise Mahlers Adagio – bestehen bleiben und durchscheinen, werden jedoch neu besetzt oder durch neue Themen oder Linien erweitert. Dabei sei wichtig, dass das Aufgeführte ein gemeinsames Werk von allen wird. Improvisation sei dafür ein gutes Mittel, es gibt sie in fast allen Musiktraditionen.

Noch Frage aus dem Publikum: Wie lasse sich die Scheu vor dem Improvisieren die viele klassische Musiker:innen haben, ablegen? Cymin bringt als Dirigentin, die sich im Prozess des Musizierens immer mehr rausnehmen möchte, verschiedene Ansätze und Erfahrungen mit, die sie im Sommer mit uns teilen wird.

Gemeinsam werden Musiker:innen der jnp und des Trickster Orchestra so eine eigene Fassung von Mahlers 10. Sinfonie auf Schloss Gadebusch erarbeiten und sie zusammen auf dem detect classic festival in Bröllin aufführen.

Beitrag von Tina Jany und Marlene Schleicher

educationprojekte in der musik – nice to have oder am kern der sache?

jnp_teresa · 30. Mai 2021 ·

Die dritte Ausgabe des #jnpowerhouse wirft schon zu Beginn der Session viele Fragen auf. Wie nennen wir das, was wir in den kommenden Stunden diskutieren wollen?
Educationarbeit? Klingt nach einem deutsch-englischen Kompromiss. 
Musikpädagogik? Zu groß, zu ungenau. 
Musikvermittlung? Irgendwie unsexy und ist es für Musik, die vermittelt werden muss nicht schon zu spät? 

Egal, wie man es nennt: alle Teilnehmer:innen des #powerhouse können sich irgendetwas unter diesen Begriffen vorstellen, haben Erfahrungen damit gemacht und auch einige Vorurteile im Gepäck. Virtuelle Post-Its mit Begriffen, wie „Kinder“, „Teilhabe“, „Elite“, „weibliche Moderatorinnen“ und „Nebenprodukt im Klassikbizz“ bestücken die jeweilige Bildschirme.

Mit Anke Fischer und Kian Jazdi sind zwei Gäste im #powerhouse, die eine Ordnung in das Begriffschaos bringen und die Vorurteile auf den Prüfstand stellen. 

Anke Fischer leitet die Education-Abteilung der Elbphilharmonie und hat dort 21 Kolleg:innen. Üblich ist das nicht und ein ziemlich starkes Alleinstellungsmerkmal unter den großen Konzerthäusern. Zuletzt war die jnp bei einem der Education-Projekte in Hamburg beteiligt und hat mit dem Team dort gemeinsam statt dem ursprünglich geplanten Education-Konzert einen Film produziert. Unser gemeinsames Projekt „Himmelblau“ wendet sich zwar an ein junges Publikum, aber Anke räumt auch schnell mit dem Mythos auf, dass Musikvermittlung sich nur an Kinder und Jugendliche richtet. Es gibt keine Altersgrenze; an der Elbphilharmonie werden Angebote für alle geschaffen, insbesondere auch durch die Arbeit des Ensemble Resonanz und durch Publikumsorchester für alle Alters- und Leistungsstufen.

Kian Jazdi ist als freier Musikpädagoge über das „Freischütz“-Projekt mit dem Konzerthaus Berlin zur jnp gestoßen und arbeitet darüber hinaus für die Al-Farabi-Akademie in Berlin, die geflüchtete und nicht-geflüchtete Kinder über das gemeinsame Musizieren zusammen bringt. Kian ist überzeugt: „Musik schafft Verbindungen und Freundschaften“. Für ihn bedeutet Musikvermittlung vor allem teilen – und schon ist das #jnpowerhouse inmitten der Diskussion angekommen: 

Was soll hier eigentlich mit wem geteilt werden und warum überhaupt? 

Kian und Anke sind sich einig, unabhängig vom Gegenstand oder Werk, das vermittelt werden soll, steht der Lebensweltbezug im Zentrum ihrer Arbeit. „Man muss dort anfangen, wo die Leute herkommen. Anerkennen, was sie interessiert, sei es Fußball oder Tiktok. Es geht darum erstmal eine Bindung zu schaffen“, erklärt Kian und gibt zu, dass Corona das zur Zeit ganz schön schwierig macht. „Es geht darum, die Leute ohne Zwang auf ihrem Weg mitzunehmen. Sobald gewährleistet ist, dass man im Konzert sitzt oder Musik hört und das Gefühl hat ‚Ich bin gemeint‘, dann sind die Ohren auf“, beschreibt Anke den Kern ihrer Arbeit. 

Dass das Gefühl „Ich bin gemeint“ sich für viele im Konzert nicht einstellt, hat wenig mit der vermeintlichen Komplexität der klassischen Musik zu tun, sondern vor allem mit der Tatsache, dass die Programme und auch die Lehrpläne vor allem Musik vorsehen, die nur einen kleinen Teil der Gesellschaft abbildet und sehr eurozentristisch geprägt ist. Für Kian liegt hier großer Handlungsbedarf: „Musik aus anderen kulturellen Kontexten muss gleichwertig und gleichberechtigt behandelt werden.“ Konkret bedeutet dieses Anliegen, dass „interkulturelle Kompetenz“ nicht einfach nur als Phrase im Lehrplan steht oder als vereinzeltes Seminar im Masterstudium angeboten wird, sondern mit Inhalten gefüllt und in die Tat umgesetzt wird.

Egal über welche Musik im #jnpowerhouse gesprochen wird, immer wieder wird deutlich, dass Musik an sich begeistern kann und für sich selbst spricht. Ein Großteil der Teilnehmer:innen an diesem Abend sind Musiker:innen und damit das beste Beispiel dafür. Warum genau braucht es dann aber die Mittlerposition zwischen Werk, Musiker:innen und Publikum? 

Anke antwortet direkt: „In einer optimalen Welt gibt es keine Vermittler:innen mehr. Es muss zur Grundeinstellung der Musiker:innen gehören die Musik mit allen teilen zu wollen.“ Für sie ist es eine Frage der Haltung von Musiker:innen und des Bewusstseins für die Rolle, die man in einem Konzert hat. Beides muss unbedingt auch schon in der Ausbildung von jungen Musiker:innen gefördert werden. „Wir müssen viel stärker in Frage stellen, was wir da eigentlich machen und neue Konzepte und Formate entwicklen“, führt Anke ihre Forderung weiter aus. 

Die Teilnehmer:innen teilen ihre Einschätzung, betonen aber auch, dass die Realität noch weit davon entfernt ist. „Die Musiker:innen werden in Vermittlungsformaten nicht einbezogen“, heißt es da und auch Sätze wie „Wir spielen jetzt noch das Schulkonzert und dann noch drei richtige“ haben die meisten in irgendeiner Variante im Ohr. 

Nach drei Stunden im Zoom-Raum ist sicherlich noch nicht alles gesagt, es wird intensiv diskutiert und es macht sich das Gefühl breit, dass es wirklich noch viel zu tun gibt. Der Wunsch nach einer Fortsetzung und gemeinsamen Herangehensweise ist groß und soll auch von uns weiter verfolgt werden.

Beitrag von Marlene Schleicher

#jnpowerhouse – wege in die musikalische freiberuflichkeit

jnp_louise · 1. April 2021 ·

„Mit einem Bein im Knast? Wege in die musikalische Freiberuflichkeit“ – Das war der Titel unseres zweiten #jnpowerhouse Gesprächsforums. Zugegebenermaßen ein wenig reißerisch. „Mit einem Bein im Knast steht für mich für die feste Anstellung in einem Orchester“, sagt Sophie Wedell, eine unserer zwei Referent:innen für den Abend. „Wenn man 40 Jahre auf der gleichen Stelle sitzt und nicht mehr die Freiheit hat, all die Dinge am Musiker:innendasein auszuleben, die man liebt.“

Sophie ist seit dem Abschluss ihres künstlerischen Studiums als freischaffende Violinistin unterwegs. Sie lebt in Holland, wo sie sowohl in der Alten als auch Neuen Musikszene aktiv ist. Zudem spielt sie im Orchester des 18. Jahrhunderts und steht mit ihrem Ensemble Arava auf Bühne. Über ihren Weg als freiberufliche Musikerin hat sie sich ausführlich Gedanken gemacht und empfiehlt, einen 10-Jahresplan zu erstellen. So entsteht eine Struktur für den eigenen Beruf und Musiker:innen behalten den Überblick über die eigenen Ziele. Darüber hinaus sei ein stabiles und sicheres Netzwerk das Wichtigste für Freiberufler:innen. Kontakte pflegen, auf Konzerte gehen, von den eigenen Kompetenzen berichten und zuverlässig auf Anfragen antworten – dies sind nur einige der Überlebenstipps, die sie für angehende freischaffende Musiker:innen hat.

„Mit einem Bein im Knast zu stehen” ist laut Johannes Severin eine lauernde Gefahr, wenn nach dem Studium einfach in die Freiberuflichkeit reingestolpert wird, ohne sich Gedanken über beispielsweise Krankenversicherung oder Steuererklärungen zu machen. „Viele Studierende wissen nicht, dass man sich schon in den letzten Jahren des Studiums bei der Künstlerischen Sozialkasse (KSK) anmelden kann“, sagt Johannes, der Instrumentalpädagogik an der Universität der Künste Berlin studierte und mittlerweile Musik- und Instrumentallehrer für Streicherklassen und Schulorchester sowie an der Musikschule ist. In einer Welt vor Corona ist er außerdem Mitglied in einem Tanzorchester und macht Musik an Schauspielhäusern in Berlin, meist am Renaissance Theater. Im #jnpowerhouse klärt er uns darüber auf, was vor dem Schritt in die Freiberuflichkeit wichtig zu wissen sei, aber Studierenden an Hochschulen selten beigebracht wird. „Das ist, als ob du jahrelang Bilder gemalt hast und auf einmal sagt jemand zu dir ‚gründ’ mal ‘ne Firma‘ “.

Besonders wichtig sei die Mitgliedschaft in der KSK. Ähnlich wie ein Arbeitgeber im klassischen Angestelltenverhältnis übernimmt die KSK für freischaffende Künstler:innen die Kranken- und Sozialversicherung. Einzige Voraussetzung für eine Mitgliedschaft ist ein Jahreseinkommen von über 3900€, „…und das schafft wohl jeder mit ein paar Muggen“. Des Weiteren sei es wichtig, sich sofort eine Steuernummer zu besorgen und sich über die Befreiung von der Umsatzsteuer zu informieren, führt Johannes weiter aus. Im Zweifelsfall einfach einen Beratungstermin bei einem Steuerberater vereinbaren – einmalige Beratungen sind oft sogar kostenlos. Außerdem rät Johannes den Teilnehmenden, sich in Gewerkschaften und Verbänden zu engagieren: „Wir brauchen eine stärkere Lobby für freischaffende Musiker:innen in Deutschland. Es ist krass, wie sehr man allein gelassen wird.“

Für uns als Zuhörer:innen ist vor allem inspirierend, auf welche zielgerichtete und dennoch unterschiedliche Art und Weise Johannes und Sophie ihre Freiberuflichkeit leben. Sie verkörpern das Gefühl, dass in diesem Beruf alles möglich sei, solange Musiker:innen proaktiv das eigene Netzwerk gestalten und hart arbeiten. Nach einer Anfangszeit, wo erstmal jeder Job angenommen werden müsse um neue Kontakte zu knüpfen, kann so innerhalb von ein paar Jahren ein Status erreicht werden, wo Musiker:innen selbstsicher eine angemessene Gage verlangen und sonst Jobs auch mal absagen können. 

Selbst in dieser schwierigen Zeit erleben beide ihren Beruf als freiberufliche Musiker als sicher. „Letztes Frühjahr war da natürlich erstmal eine Schockstarre, aber dann habe ich mich sofort umgeschaut und zugesehen, dass ich meine Stunden an der Gesamtschule aufstocke und das hat gut funktioniert“, berichtet Johannes. Außerdem hätten Musiker:innen nun die Zeit, sich lange liegengebliebenen Projekte und Ideen zu widmen. Sophie erzählt, dass sie in der Coronazeit endlich Konzepte und Pläne verwirklichen konnte, für die sonst nie die Ruhe da war. Beide machen sich keine Sorgen um die berufliche Zukunft: „Es gibt immer was zu tun“, sagt Johannes, solange man kreativ und interessiert bleibe.

Beitrag von Lea Hänsel

#jnpowerhouse – musiker:innen politisch

jnp_louise · 9. März 2021 ·

Freiberg liegt in Sachsen, irgendwo zwischen Dresden und Chemnitz. Dort gibt es ein Stadttheater mit sehr sympathischem Publikum, aber seit einigen Jahren auch eine sehr starke AfD. Das geht nicht spurlos am Leben in der Stadt vorbei, Meinungen und Weltbilder prallen aufeinander: „Nachbar:innen haben teilweise nicht mehr miteinander gesprochen“, erzählt Katharina Overbeck als Rednerin im #jnpowerhouse. Sie ist jnp-Alumna und seit 2017 erste Konzertmeisterin in Freiberg. In der ersten Ausgabe des neugeschaffenen Gesprächsforums des jnp-Alumni-Netzwerks, welches politisches Engagement von Musiker:innen beleuchtet, berichtet uns Katharina von ihrem Einsatz für eine offenere Gesellschaft.

Den Impuls gab die politisch gespaltene Situation vor Ort nach der Kommunalwahl 2019: „Man muss dem Aufstieg der AfD etwas entgegensetzen.“ Gemeinsam mit anderen Engagierten gründet sie das Netzwerk Freiberg für alle und möchte ein Zeichen gegen rechts setzen. „Uns gibt es hier auch. Und wir sind viele.“, fasst Katharina ihre klare Botschaft zusammen. Eine Aktion, die das Netzwerk vom Verein Frühlingserwachen übernommen hat, ist der sogenannte “Begegnungsmarkt”. Auf dem Marktplatz in Freiberg werden Passant:innen bei Kaffee und Kuchen zum unverbindlichen Dialog eingeladen. und dabei steht das Prinzip „Man muss erst verstehen, dann kann man auch verstanden werden“  im Mittelpunkt der Gespräche. Auf anfängliches Zögern folgt dann oft großes Interesse bei den Marktbesucher:innen und vor allem aber die Erkenntnis, wie gut es tut, „einfach mal seinen Blick zu weiten und seine eigene Blase zu verlassen.“, betont Katharina.

Im gut besuchten virtuellen Konferenzraum der jnp gibt sie nicht nur Einblicke in vergangene Veranstaltungen, sondern macht vor allem deutlich, wie gut ihr Engagement und ihre Tätigkeit als Musikerin vereinbar sind. „Ich habe die Zeit und Energie dazu. Außerdem wollte ich mich schon immer engagieren. Irgendwann habe ich dann einfach angefangen und dann war es ganz einfach.“ Noch dazu hilft ihr der Bekanntheitsgrad, den sie als Konzertmeisterin am Theater der 40.000 Einwohner-Stadt genießt: „Darüber hatte ich überhaupt nicht nachgedacht, als ich die Stelle angetreten habe, aber es ist ein deutlicher Vorteil an einem kleineren Haus”. Viele ihrer Kolleg:innen unterstützen die Aktionen ebenfalls. Durch die Arbeit am Stadttheater gibt es Equipment und Strukturen, die die Organisation von Veranstaltungen erleichtern.

Wie wichtig eine breite Ausstattung an verschiedenen Ressourcen ist, um Hilfe leisten zu können, hat unsere zweite Rednerin Lydia Stettinius auch bei ihrem Einsatz im bosnischen Camp „Vucjak” für Geflüchtete erfahren. Sie berichtet von überfüllten Lagern und der humanitären Notsituation, der die Menschen dort ausgesetzt waren. Lydia hat während ihres ehrenamtlichen Einsatzes im Ambulanz-Zelt gearbeitet. „Ich habe keine medizinische Ausbildung“, sagt Lydia, die eigentlich Geige studiert und auch im jnp-Team schon organisatorische Aufgaben übernommen hat. „Ich habe vor Ort einfach ein bisschen zugeguckt und dann mit angepackt. Es wurde von früh bis spät gearbeitet.“

Zurück in ihrer Studienstadt Wuppertal hallen Szenen aus Bosnien noch lange in ihr nach. Lydia ist klar, dass das Engagement weitergehen muss und gründet mit anderen Freiwilligen die Balkanbrücke. „Das Bewusstsein in der deutschen Bevölkerung ist nicht groß. Alle wissen von der Flucht über das Mittelmeer, aber nur wenige von der Balkanroute.“ Sie möchte mit ihrer Organisation informieren, vernetzen und hat innerhalb kürzester Zeit viel erreicht. Aber politisches und soziales Engagement kosten Zeit, die manchmal beim Üben fehlt. „Ich finde es sehr schade, dass der Tag nur 24 Stunden hat.“, gibt Lydia grinsend zu. Vielleicht würde es aber auch schon helfen, wenn mehr Verknüpfungen zwischen politischem Engagement und der künstlerischen Arbeit bestünden. Bis jetzt findet diese Verbindung hauptsächlich in Benefizkonzerten statt, stellen Lydia und einige andere Teilnehmer:innen des Workshops fest. Alle sind sich einig: Die Verbindung zwischen politischem Engagement und künstlerischer Arbeit könnte stärker sein. Die Frage, was politische Kunst überhaupt alles sein kann, ist noch ungeklärt.

Mit ihrem politischen Engagement fühlt sich Lydia an ihrer Hochschule oft alleine. Auch Katharina und andere jnp-Alumni teilen die Wahrnehmung, Musikstudierende würden sich weniger engagieren als Studierende anderer Fachrichtungen. Über die Gründe dafür wird mit allen gemeinsam diskutiert: „Das Musikstudium füllt einen schon völlig aus.“ geben manche ziemlich schnell zu. Es werden aber auch die Strukturen der Ausbildung und des „Klassikbetriebs” kritisiert: „Kunst sollte sich politischen Sachverhalten widmen. Im Klassikbereich und im Studium kommt das alles viel zu kurz.“ Es fehle an Vorbildern in der Lehre, die einen dazu ermutigen, über den eigenen Tellerrand zu schauen und mit den eigenen Meinungen laut zu werden. Im #jnpowerhouse mangelt es auf jeden Fall nicht an Vorbildern und mit Katharina und Lydia ist ein Anfang gemacht.

Falls ihr Lust habt, mehr über die Initiativen zu erfahren, in denen sich unsere Rednerinnen engagieren oder ein bisschen Inspiration bei Projekten finden möchtet, die Musik und Engagement verknüpfen, haben wir euch hier unten ein Liste mit einigen Links zusammengestellt:

Freiberg für alle: www.site.freibergfueralle.de
Frühlingserwachen: www.fruehlingserwachen.org
Bündnis für Demokratie und Toleranz: www.buendnis-toleranz.de

Balkanbrücke:http://balkanbruecke.org
Music for Moria: https://www.music4moria.com/
Lebenslaute – Klassische Musik – politische Aktion: https://www.lebenslaute.net/

Beitrag von Marlene Schleicher

neues jahr, neuer jnp-vorstand

jnp_louise · 30. Dezember 2020 ·

Auf die drei Musketiere folgen die fünf Freund:innen. Mit an Bord sind drei neue Gesichter: Christian Traute, Elisabeth von Kalnein und Lea Hänsel. Und zwei in der Vorstandsetage schon bestens vertraute: Paulina Kiss und Vitus Guretzki.

Nanu, da fehlt doch jemand, denkt ihr euch? Tatsächlich, unsere Heldin Nora verlässt den jnp-Vorstand. Auf sie warten neue Herausforderungen in Studium und Beruf, weshalb sie – nach zwei Jahren intensiver und unermüdlicher Arbeit – nun andere Wege einschlägt. Nora, wir danken dir für deine Wahnsinnsarbeit! Du hast die jnp einen großen Schritt weitergebracht und hinterlässt verdammt große Fußstapfen. Diese Fußstapfen gilt es neu zu füllen. In den letzten Monaten haben wir unsere interne Struktur überdacht und neugedacht. Mit wachsenden Herausforderungen und steigendem Anspruch an unsere Arbeit war es an der Zeit, unsere Chef:innen-Etage zu vergrößern. 

Lise ist Oboistin und spielt seit 2018 bei der jnp. So richtig ins Team eingetaucht ist sie 2019 mit der Planung des Trikestra-Projekts für 2020. Aus bekannten Gründen fiel dieses aus – und Lise suchte sich kurzerhand neue Aufgaben: 1:1 CONCERTS, redaktionelle Unterstützung für “hinter der bühne”, #Himmelblau. Man munkelt außerdem, dass sie noch einen weiteren Pfeil im Köcher hat, der 2021 ins jnp Land geschossen wird. Stay tuned!

Christian heißt eigentlich Tigger und ist ein “netter Kerl laut M.B.”. Zumindest ist das der Kommentar hinter seiner ersten jnp-Bewerbung von 2017. Er ist nicht nur “nett”, er ist wahnsinnig nett! Für die jnp bringt er – neben dem Posaune spielen – entscheidende Qualitäten mit: Er sieht, was gemacht werden muss und packt an. Tiggers Aufstieg vom Bierwart zum Vorstandsmitglied gleicht dem des berühmten Tellerwäschers zum Millionär – aber leider wird er bei der jnp nicht reich. Mit Geld beschäftigt er sich aber trotzdem und unterstützt Konstantin bei der jnp-Finanzplanung. Unschlagbar ist er außerdem bei Projektplanung und Logistik. 

Lea ist Klarinettistin und ist 2017 jnp-Mitglied. Ihre erste Sinfonie war Mahler 7. Ihr denkt vielleicht, ihre erste Sinfonie bei der jnp? Ja, das auch. Vor allem spielte die ausgewiesene Blasmusikexpertin bei der jnp aber die erste Sinfonie ihres Lebens! (psst, nicht weitersagen). Im Team ist sie seit 2018. Getreu dem Motto “Learn from the best” ging sie bei Stine Alpheis in Lehre und übernahm bei deren Abschied dann die Position der Besetzungschefin. Lea hütet also das bestgefüllteste Adressbuch Norddeutschlands. In langen Corona-Monaten hat sie ihr Orchester außerdem mit Spiel und Spaß bei Zoom auf Trab gehalten und die 1:1 CONCERTS mitorganisiert. 

Beitrag von Lea Hänsel und Elisabeth von Kalnein

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